Hab ich mal erwähnt, dass sich in Schweden (bzw. in Skandinavien) alle duzen? Arzt, Busfahrer, Chef, Nachbar, Richter, Polizist oder Pfarrer – alle werden mit du angeredet (sprich „dü“).
Das war nicht immer so.
Fremde oder ranghöhere Personen wurden mit Herr oder Frau oder gar ihrem Titel in der 3. Person angeredet. Das klingt altmodisch und für uns umständlich:
Skulle herr Andersson vilja läsa tidningen? Möchte Herr Andersson die Zeitung lesen? (Möchten Sie die Zeitung lesen, Herr Andersson?)
Läste professorn tidningen? Hat der Professor die Zeitung gelesen? (Haben Sie die Zeitung gelesen, Herr Professor?)
Und wusste man nicht, wie man sich ausdrücken sollte, da konnte man das Ganze unpersönlich gestalten. Das höfliche „Sie“ gab es nicht im Schwedischen.
Lästes tidningen? Wurde die Zeitung gelesen? (Haben Sie die Zeitung gelesen?)
Dieser befremdlichen Ausdrucksweise wurde mit der Du-Reform in den 60ern ein Ende gesetzt. Und nun kann jeder jeden fragen, läste du tidningen? Hast du die Zeitung gelesen?
Der König wird allerdings weiterhin mit Ers majestät – Seine Majestät – angeredet. Aber in die Verlegenheit kommt man wohl nicht zu oft.
Komisch wird es erst, wenn sich Deutsche in Schweden begegnen. Solange das Gespräch auf schwedisch geführt wird, duzen wir uns. Geht es dann auf deutsch weiter, wird mitunter wieder auf das „Sie“ umgeschwenkt. Und dann einigt man sich meist, dass man sich doch lieber duzt. Schließlich sind wir ja in Schweden.